Ausflug ins Riesengebirge

Von Peter

Eigentlich war es nur eine Schnapsidee. Nachdem uns (Maik und ich) letztes Jahr der Stoneman Road ab Dresden gelang und wir mit einer duften Truppe einen Tagesausflug zum Jeschken unternommen haben, war klar, eine Steigerung musste her. Mehr Strecke, mehr Höhenmeter, aber noch als Tagestour machbar. Angeregt durch die V-Touren der Elbspitze, fiel die Wahl auf das Riesengebirge. Und was es da nicht alles für Rampen gibt. Voller Euphorie (und Übermut?) war die Strecke recht schnell geplant, wobei mir die Streckendaten schon selbst Angst einjagten. 430km und 7000hm standen im Roadbook. Geht das? Die Pandemie schritt voran, Kletterhallen hatten zu und so rollten sich so viele Radkilometer wie noch nie zusammen. Nach dem ersten (fast) 300er im März (DD-C-L-DD) und zwei weiteren „Generalproben“ war es dann am 07.07. so weit.

Nach nur 3h Schlaf, klingelt der Wecker 01:45Uhr. Scharfer Start und Treff mit Maik 02:30Uhr am Schillerplatz. Das prognostizierte Regengebiet zog nach Norden, uns zog es nach Osten und ab Weißig waren die Straßen zum Glück trocken. Mit ordentlichem Rückenwind rollten wir zügig und unspektakulär nach Görlitz zum ersten Boxenstopp. Von da folgt die Stecke 60km unschön der Bundesstraße bis kurz vor Jelenia Gorá, zum Glück mit üppigen Seitenstreifen der uns genügend Sicherheitsabstand zum polnischen Radkasten verschaffte. Einmal abgebogen von der B30 wurde die Strecke schlagartig schön und bald war der zweite Stopp am Wandfuß des Riesengebirges erreicht. Quasi Frühstück, 8:45Uhr, 170km. Lag der Schnitt bis hierher noch über 30kmh, so sollte sich das schlagartig ändern. Vor uns lag der Spindlerpass. Auf 9km gilt es 750hm zu erklimmen, wobei die letzten 1,5km im Schnitt mit über 15%Steigung aufwarten, nicht selten liegt die Steigung über 20%. So langanhalten so steil ist einfach nur abartig. Meine, nicht unbedingt bergtaugliche, Übersetzung trägt ihrem Teil zum Kampfe bei, der Rampe Meter, um Meter im Zickzack Höhenmeter abzuringen, immer an der Grenze vom Rad zu kippen. Auf dem Kamm erwartet uns das Gegenteil der Wettervorhersage (25Grad+Sonne) – Nebel, Nieselregen, Wind und Kälte. Also schnell runter nach Spindlermühle und schleunigst wieder bergan fahren um warm zu werden. Es folgen 800hm mit einer diesmal humaneren Steigung zur Vrobatova Bauda auf 1400m. Oben herrscht wieder Suppe. Also schnell wieder runter und nach Rokytnice zum nächsten und schlimmsten Anstieg der mir je unter die Kette gekommen ist. Direkt neben der Skipiste führt die Versorgungsstraße zur Dvoracky (Hofbaude) quasi senkrecht nach oben. 3,5km/500hm. Es wird zum epischen Kampf zwischen mir, meinem Rad und dem Berg. 300m vorm Ziel muss ich dann doch kapitulieren, bei über 25% bin ich nicht mehr in der Lage meine Kurbel mit 39/28 nach unten zu drücken. Der Berg hat gesiegt. (Wir haben allerdings auch schon 240km in den Beinen). Zeit zum Verweilen lässt das Wetter nicht zu, es hat mittlerweile angefangen zu regnen, sodass wir zusehen schleunigst nach Harrachov zukommen. Boxenstopp, Kaufhalle, 5 Süße Teilchen verspeisen, Weiterfahrt mit zitterndem Lenker. Das Wetter bessert sich zum Glück bald, über Josefuv Dul, Kralovka und Bedrichov rollen wir nach Liberec zu Kaffee und Kuchen. Aus Zeitgründen beschließen wir den Gipfel des Jeschken auszulassen und rollen nur über seine Schulter, rückblickend ein Fauxpas, Richtung Krompach und traversieren unterhalb der Lausche auf tschechischer Seite ins wunderschöne Kamenicetal. Kneipe an Kneipe fliegt weinenden Auges vorbei, wie schöne wäre es doch anzuhalten und sich ein Bier ins Regal zu stellen, doch dafür fehlt uns schlichtweg die Zeit. Die weitere Streckenplanung, es sollte noch über Decin zum Schneeberg gehen, verwerfen wir kurzerhand und kürzen ab, am Rosenberg vorbei geht es hinab nach Hrensko zum letzten Stopp an der Tanke. Wir unterziehen uns mit Cola, RedBull, Twix und Snickers einem Zuckerschock, um nochmal die letzten Körner zu mobilisieren und rollen in den malerischen Sonnenuntergang über Porschdorf nach Rathen. Der tschechische Flüsterasphalt fordert zunehmend seinen Tribut, die Hände schmerzen und wir rollen gemütlich aus.

Nach 19:45h, 415km und 6200hm sind wir wieder am Ausgangspunkt und wissen, wir haben das maximale aus uns herausgeholt und sind überglücklich. Und nächstes Jahr? Vielleicht mal klettern? Schaun wir mal… =)

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Spindlerpass von der polnischen Seite, als auch die Auffahrt zur Dvoracky die jeweils schwersten Rennradtauglichen Anstiege Polens/ Tschechiens sind, na, wenn das nichts ist. =)

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